Der Platz von Print in der digitalen Kommunikation
Print ist tot – lange lebe Print! So oder so ähnlich könnte man den Diskurs beschreiben, der über gedruckte Medien geführt wurde und wird. Erst für obsolet erklärt, weil von den neuen, digitalen Medien verdrängt und schließlich stellt sich heraus, dass man doch nicht ganz ohne kann. Fest steht: die Druckerpressen laufen noch und das nicht zu knapp.
Print gehört in die Content-Planung
Wenn es um Onlineinhalte geht, sind Content Marketing und Content-Planung seit langem in aller Munde. Was sich allerdings erst seit relativ kurzem zu diesen Konzepten hinzugesellt, sind die Printkanäle. Es wurde verstanden, dass das eine nicht ohne dem anderen wirklich funktioniert. Die einzige effektive Kommunikationsstrategie passiert kanalübergreifend. Zugegeben, dabei spielen natürlich die Zielgruppen noch eine entscheidungstragende Rolle, aber prinzipiell scheint sich jede Zielgruppe über verschiedene / mehrere Kanäle zu informieren, bzw. erreichbar zu sein.
Als analoge Schnittstelle zum Digitalen
Analog und digital scheinen zwei voneinander getrennte Welten zu sein. Das stimmt allerdings so nicht mehr, vielmehr stehen sie in einer Art von symbiotischem Verhältnis zueinander, in dem sie voneinander profitieren können.
Die Online-Kommunikation hat beispielsweise den Vorteil, Marktforschung noch intensiver und effektiver zu betreiben. Klickzahlen, Verweildauer, Suchvolumen, etc. geben Auskunft darüber, was die NutzerInnen gerne lesen. Dieses Wissen muss nicht im digitalen Raum verbleiben, sondern kann auf kluge Art und Weise auf den analogen Raum umgewälzt werden.
Umgekehrt kann die gedruckte Kommunikation auf die digitale verweisen. Da die Haptik des Gedruckten eher dazu imstande ist, eine Beziehung aufzubauen, eignet es sich gut für einen ersten Kontakt, um darauf dann, in einem zweiten Schritt, auf die digitale Schnittstelle für weitere Informationen zu verweisen. Der Hinweis auf die digitalen Kanäle, via QR-Codes und Anführen der Social-Media-Kanäle bildet die Verbindung der beiden scheinbar getrennten Welten.
Gedruckte Inhalte verfolgen ein anderes Ziel als digitale
Ein gutes Buch, eine interessante Reportage, einen intelligenten Artikel liest man nicht, weil man schnell und effizient an Informationen kommen möchte. Man nimmt sich das Buch, die Zeitschrift, oder Zeitung zur Seite, nimmt sich Zeit, blättert durch und geniest das Lesen an sich, gemeinsam mit dem Inhalt des Textes. Man muss nicht vorspringen, oder einen bestimmten Begriff, eine bestimmte Information schnell finden.
Anders beim Online-Content. Dort möchte man dem Gelesenen einen Nutzen abringen. Man macht vielleicht sogar Gebrauch der Suchfunktion, damit man in Sekundenschnelle scannen kann, ob man die benötigte Information hier überhaupt finden kann.
Daraus resultiert, dass sich für unterschiedliche Textarten auch unterschiedliche Medien anbieten und umgekehrt. Während man einen ellenlangen Unternehmensbericht besser als PDF zugänglich macht, da man dort ohnehin nur stichprobenartig nach Informationsfetzen sucht, bietet man amüsant aufbereitete, interessante branchennahe Inhalte besser in einem Printprodukt an, das so hochwertig gestaltet ist, dass man es sich sogar kaufen würde.
Unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten
Vielerorts ist mittlerweile die Rede von Rich Media, also dem Vorgehen, verschiedenste, unterhaltsame Informationsquellen, wie Audio- oder Videodateien online einzubetten. Man spricht damit mehrere Sinne an und der Content wird interessanter bzw. leichter aufnehmbar. Kaum jemand hat allerdings bedacht, dass Rich Media auch offline möglich ist und zwar auf eine Art und Weise, die wir im Internet nicht so schnell sehen werden (zumindest nicht massentauglich).
Die Haptik spielt mehr denn je eine Rolle im Printgeschäft, denn sie ist der große Vorteil des Prints gegenüber dem digitalen Text. Die gedruckte Einheit muss ästhetisch sein und sich gut anfühlen. Offline sind die Dinge materiell und in allen wahrnehmbaren Dimensionen präsent. Nicht einmal die Nase muss ausgespart werden. Für professionelle Druckereien ist die Druckveredelung mit Duftlack ein leichtes, also Felder aufzudrucken, die unter Reibung Duft verströmen.
Persönlicher Bezug der klassischen Kommunikation
Briefe im Briefkasten sind einfach eine ganz andere Liga als E-Mails, oder Facebook-Nachrichten, wenn es um den persönlichen, affektiven Bezug dazu geht. Materielles bindet sehr viel stärker, als Abbildungen auf einer zweidimensionalen Oberfläche. Medium, sowie Inhalt, aber auch die Konsumation dessen unterscheidet sich von den digitalen Kanälen, denn wie vorhin schon erwähnt, nimmt man sich Zeit dafür, ein Buch, oder eine Zeitschrift zu lesen.
Digitale Medien konsumiert man nebenbei, auf dem Weg nach B, zwischendurch. Sie sind vielleicht umfassender, weil einem online über Smartphone und Co. mehr Inhalte zur Verfügung stehen, sie erscheinen uns aber dennoch wesentlich weniger wert- und gehaltvoll, geschweige denn, bleibend.
Eine Frage der Langlebigkeit
Das Medium bestimmt den Inhalt. Digitale Kanäle sind blitzschnell, ihre Inhalte im Hauch einer Sekunde schon wieder obsolet. Zumindest im Vergleich mit gedruckten Medien. Zwar sind Tageszeitungen offensichtlich noch am Markt, obschon sie sehr schnell operieren müssen und die enthaltenen Informationen auch tagesaktuell sind und sie somit manchmal Eintagsfliegen darstellen. Es ist aber abzusehen, dass sich Tagesaktualität bald von den Printmedien wegwenden könnte.
Informationen, die voraussichtlich langfristige Gültigkeit besitzen und wichtig sind, werden schwarz auf weiß aufgedruckt, haltbar gemacht. Und selbst, wenn das Internet nie vergisst, wie man immer sagt, Inhalte können dort zumindest laufend ergänzt und verändert werden, was die dortigen Informationen fluid, kurzzeitig und dynamisch, bzw. den dortigen Raum für Informationen solcher Art geeignet macht.